In zahlreichen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen habe ich mich mit der Frage nach Mustern sozialer Strukturen beschäftigt.
Die Ausstellung „Transmissionsmuster“ in der Galerie Peripherie im Sudhaus Tübingen 2011 hatte z.B. die Gesamtanlage des Soziokulturellen Zentrums „Sudhaus“ zum Gegenstand. In einer performativen Aktion untersuchte ich das Phänomen der Übertragung der Anmutung des Ortes auf die Strukturen der vielfältigen Nutzer des "Sudhauses".
Die Videoaufnahmen meiner performativen Untersuchungen wurden als ausgedehnte All-over-Struktur aus tausenden arrangierter Videostills, gedruckt auf 100 Quadratmeter Vliestapete, zu einer originären Präsentationsform entwickelt.
Mit dem Projekt "Zustandsmuster" erweitere ich diesen Ansatz um einen partizipatorischen Aspekt und untersuche damit den sozialen Raum in der Wechselwirkung seiner physischen und virtuellen Ausprägungen.
Die über Smartphones jederzeit verfügbare Möglichkeit Ereignisse in Echtzeit per Videoclip einer unbekannten Anzahl Menschen jeglicher Identität global zu zeigen, löst Emotionen aus, deren Wirkungen buchstäblich unfassbar sind.
In der Soziologie wird den Emotionen zunehmend die Funktion zugeschrieben, einen entscheidenden Beitrag zur Identifikation von sozialen Gruppen und Gruppenmitgliedern mit größeren sozialen Einheiten zu leisten, sowie zur Internalisierung von sozialen Normen, Machtstrukturen, und Moralvorstellungen beizutragen.
Videoclips sind das Medium, in dem sich diese Prozesse entgrenzen und zufällig werden.
Damit verlieren die ausgelösten Emotionen aber ihren individuell erfahrbaren Kontext, auf den sie sich bezogen haben und in dem sie ihre entscheidende Rolle bei der Etablierung sozialer Bindungen entfalten konnten.
Ziel, aber nicht wirkungslos triggern diese visuellen Schrotschüsse bei ihren Adressaten Zustände der Verunsicherung und der Entfremdung.
Diese, ins Virtuelle entgrenzte, oszillierende Beziehung von Identität, sozialer Struktur, Kultur und Körper mache ich vermittels der Operation der Mustererzeugung ästhetisch erfahrbar.
Hochkomplexe soziale Strukturen globaler Dimension gerinnen zu einem Bild, zu einem Zustandsmuster.
Diese Zustandsmuster, state-patterns, geben Hinweise auf eine ihnen zu Grunde liegende verborgene Ordnung.
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